Glaube ist Privatsache

 

GLAUBE IST PRIVATSACHE

Diesen Satz kennen wir alle oder haben ihn vielleicht selbst schon ausgesprochen. Was aber bedeuten diese drei Worte wirklich? Mit diesem Satz verweigern wir eine Diskussion über Lebensfragen: "Mit uns kann man über alles reden, nur nicht über das Leben; das ist Privatsache."

Im christlichen Altertum, zur Zeit der großen theologischen Auseinandersetzungen um die Person Christi, sollen die Leute auf dem Marktplatz - so wird berichtet - über die Frage diskutiert haben: Wie kann Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch sein? Können wir uns ein solches Thema in einer Stammtischrunde heute vorstellen? Auch wir haben manchmal Schwierigkeiten mit manchen Glaubenswahrheiten und sind uns gar nicht so einig, wie wir meinen. Aber meistens werden solche Probleme gar nicht ausdiskutiert. Man ist doch als moderner Mensch aufgeklärt und tolerant: Soll doch jeder seine Privatlösung finden! Soll doch jeder für sich sehen, wie er es mit dem Glauben hält! Warum eigentlich darüber reden!

In der letzten Zeit merken wir immer mehr, daß der Glaube an Jesus Christus auf eine „private Ebene“ abgedrängt wurde. Christsein wird in unserer Gesellschaft offenbar nur dann toleriert, wenn es sich auf die persönliche Gottesbeziehung, auf die Glaubenspraxis „im stillen Kämmerlein“ oder in dafür abgesonderten Kirchen begrenzt. Auf keinen Fall darf Kirche sich politisch einsetzen.

Es gibt einige Gründe, wieso es zu dieser Entwicklung kommen konnte: - Schon früh drangen griechische Philosophien in die Kirche ein und haben dazu beigetragen daß sich im Denken eine Trennung zwischen den „geistlichen“ und den „weltlichen“ Bereichen des Lebens eingenistet hat.

- Später in der Zeit der Aufklärung wurde der Mensch mit seiner Vernunft zur höchsten Autorität gekrönt. Im Deismus wurde Gott noch als Schöpfer anerkannt, aber man dachte, er sei nicht in der Lage – oder nicht Willens – in die Geschehnisse auf der Erde einzugreifen.

- aber auch die Fehler der herrschenden Kirche haben, in Frankreich besonders, dazu beigetragen daß der Glaube ins Private abgeschoben wurde. Was für manche ein Segen war: die Protestanten, sowie die Juden durften endlich ihren Glauben frei leben und ihre Gottesdienste feiern.

Daraus hat sich eine neue Hierarchie-Struktur entwickelt, in der auf einmal der Staat – und nicht mehr Gott – die höchste Autorität war. Ihm sollten sich alle Lebensbereiche – von der Wirtschaft über Erziehung, Familie und Religion bis zur Kunst – unterordnen. Wir erleben dies immer mehr, wenn in der Zeitung steht "baptême républicain".

Glaube als Privatsache ist positiv in dem Sinn daß keiner mehr gezwungen werden kann zu glauben. Jede und jeder darf für sich frei entscheiden woran er oder sie glaubt, welcher Glaubensrichtung er angehören will. Immer mehr spricht man von Toleranz. Doch hinter dem Wort Toleranz steckt oft die Haltung des Desinteresses und der Gleichgültigkeit gegenüber dem Nächsten: "Ist doch egal, was der glaubt!"

Und was tun wir mit dem Taufbefehl Jesu: "Gehet hin in alle Welt…"? Ich stelle mir das so vor: Was ich mit Gott erlebt habe, daß kann ich nicht für mich behalten. Genauso wenig wenn ich etwas Gutes erlebt habe. Da reden wir über das Essen beim letzten Ausflug, ob es gut oder schlecht war, nennen sogar das Restaurant. Erzählen voller Spannung vom letzten Urlaub. Und von Gott der unser Leben leitet, der unser Handeln, Reden und Tun bestimmt: kein Wort? Oder nur hinter vorgehaltener Hand? Ich sehe ihn immer noch, den alten Opa, mein Nachbar der als es mir wirklich dreckig ging, in mein Zimmer kam und mir sagte: "Ich bete jetzt für sie" So ist er durch sein Leben gegangen, hat nicht viele Fragen gestellt, nur das mitgeteilt was seinem Leben Inhalt gegeben hatte, und sein einfacher Glaube hat mir geholfen.

Betty Schaeffer

 

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